Am Abend des 5. Juni 2019 zogen mäßige Gewitter im Vorfeld einer Kaltfront von Frankreich her nach Luxemburg. Diese präfrontalen Gewitter wurden über dem Nordosten von Frankreich im Bereich einer moderaten Instabilität durch Hebung in den unteren Atmosphärenschichten ausgelöst (Windkonvergenz). Zudem war die Höhenströmung sehr dynamisch, was für ein erhöhtes Risiko von unwetterartigen Begleiterscheinungen sorgte.
Eine kräftige Gewitterzelle erreichte den Südwesten von Luxemburg gegen 21:00 Uhr Ortszeit (Abb. 1a), die sich im weiteren Verlauf nach Norden verlagerte und gleichzeitig ausdehnen konnte (Abb. 1b). Somit zog eine Gewitterlinie über weite Teile des Großherzogtums hinweg. Eine weitere, jedoch schwächere Gewitterstruktur erreichte die französisch-luxemburgische Grenze gegen 22:10 Uhr Ortszeit (Abb. 1b). Diese Gewitterzellen produzierten teils starke Niederschläge. Stündliche Regenmengen zwischen 10 und 15 l/m² wurden von mehreren Stationen im automatischen Messnetz der Administration des Services Techniques et de l’Agriculture (ASTA) gemessen, unter anderem in Clemeny und in Reuler. An der Wetterstation am Flughafen Luxemburg-Findel fielen insgesamt 20 l/m² zwischen dem 5. Juni 20:00 Uhr Ortszeit und dem 6. Juni 02:00 Uhr Ortszeit. Darüber hinaus wiesen die Gewitter einer markante Blitzaktivität auf, insbesondere in den südwestlichen und nordöstlichen Regionen des Landes (Abb. 1c). Insgesamt wurden rund 12.000 Blitze in Luxemburg und den angrenzenden Regionen registriert (vgl. Abb. 1c), von denen ein Großteil Erdblitze waren, also Blitze, die am Boden einschlugen.
Abb. 1: (a),(b) Niederschlagsradarbilder vom 5. Juni 2019 um 21:30 Uhr Ortszeit und 22:15 Uhr Ortszeit. ( c ) Registrierte Erd- und Wolkenblitze vom LINET-Messnetz der nowcast GmbH zwischen dem 5. Juni 2019 20:00 Uhr Ortszeit und dem 6. Juni 2019 02:00 Uhr Ortszeit.
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Die numerischen Wettervorhersagemodelle hatten die mögliche Gewitterlage über der Großregion am Abend des 5. Juni 2019 gut antizipiert. Bereits zwei Tage im Voraus simulierte das Ensemblemodell des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) eine Wahrscheinlichkeit von 30 bis 60 % für das Auftreten einer Blitzdichte größer oder gleich 0,5 pro 100 km² pro Stunde vom 5. Juni 20:00 Uhr Ortszeit bis zum 6. Juni 02:00 Uhr Ortszeit (Abb. 2a). Dieses Gewitterrisiko wurde in den darauffolgenden Berechnungen bestätigt und bekräftigt, so dass die Wahrscheinlichkeit auf über 70 % anstieg (Abb. 2b). MeteoLux verfolgte die Entwicklung der Modellvorhersagen, die von verschiedenen europäischen Wetterdiensten bereitgestellt werden, mit erhöhter Aufmerksamkeit, so dass am Mittwoch, den 5. Juni 2019, gegen 14:00 Uhr Ortszeit eine Wetterwarnung mit der Warnstufe Orange herausgegeben wurde.
Abb. 2: Wahrscheinlichkeitsvorhersage für eine Blitzdichte größer oder gleich 0,5 pro 100 km² pro Stunde zwischen dem 5. Juni 2019 20:00 Uhr Ortszeit und dem 6. Juni 2019 02:00 Uhr Ortszeit vom Ensemblemodell des ECMWF, initialisiert (a) am. 3 Juni 2019 um 02:00 Uhr Ortszeit und (b) am 5. Juni 2019 02:00 Uhr Ortszeit.