Erster Bericht der WMO Arbeitsgruppe zu COVID-19

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat einen ersten Bericht über Wetter- und Luftqualitätsfaktoren veröffentlicht, welche die COVID-19-Pandemie beeinflussen. Der Bericht enthält eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der bis zur ersten Januarwoche 2021 veröffentlichten und von Experten überprüften Fachliteratur (Vorabveröffentlichungen wurden nicht berücksichtigt).

Nachfolgend die wichtigsten Schlussfolgerungen, die in der Kurzdarstellung aufgelistet sind:

  • Epidemiologische Studien zu COVID-19 haben bisher zu unterschiedlichen Ergebnissen hinsichtlich der Empfindlichkeit des Virus und der Krankheit in Bezug auf das Wetter geführt.
  • Die Dynamik der COVID-19-Übertragung im Jahr 2020 scheint eher durch staatliche Eingriffe als durch meteorologische Faktoren reguliert worden zu sein. Weitere relevante Faktoren sind Veränderungen im menschlichen Verhalten, die Demografie der betroffenen Bevölkerung und neuerdings auch Mutationen des Virus.
  • Virusinfektionen der Atemwege weisen häufig eine gewisse Saisonalität auf, vor allem in gemäßigten Klimazonen. Die Saisonalität von Viruserkrankungen der Atemwege - insbesondere der Herbst-Winter-Höhepunkt bei Influenza und Coronaviren, die in gemäßigten Klimazonen Erkältungen verursachen – hat Erwartungen geschürt, dass sich herausstellen wird, dass COVID-19 eine hochsaisonale Erkrankung ist, sollte sie mehrere Jahre überdauern.
  • Die zugrundeliegenden Mechanismen, die die Saisonalität von Virusinfektionen der Atemwege bestimmen, sind noch nicht gut verstanden. Es ist möglich, dass dies eine Kombination aus direkten Auswirkungen auf das Überleben des Virus, Auswirkungen auf die Infektionsresistenz des Menschen und indirektem Einfluss von Wetter und Jahreszeiten, durch die dadurch verursachten Änderungen des menschlichen Verhaltens, ist (siehe Abbildung 1).
  • Laboruntersuchungen von SARS-CoV-2 haben einige Hinweise darauf geliefert, dass das Virus unter kalten, trockenen Bedingungen und bei schwacher ultravioletter Strahlung länger überlebt. Diese Studien haben jedoch noch nicht gezeigt, ob Wetterfaktoren, die einen direkten Einfluss auf das Virus haben, einen bedeutenden Einfluss auf die Übertragungsraten unter realen Bedingungen haben.
  • Es hat sich gezeigt, dass dauerhafte und kurzfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung, die Symptome einiger Atemwegserkrankungen verschlimmert und die Sterblichkeitsrate erhöht. Diese Ergebnisse entsprechen frühen Studien zur COVID-19-Sterblichkeitsrate, müssen jedoch durch Kontrolle der individuellen Risikofaktoren bestätigt und gefestigt werden. Derzeit gibt es keine direkten, von Experten überprüften Beweise für die Auswirkungen von Verschmutzung auf die Lebensfähigkeit von SARS-CoV-2 in der Luft.
  • Laut Prozessmodellierungsstudien könnte die Übertragung von COVID-19 im Laufe der Zeit saisonabhängig werden, was darauf hindeutet, dass Wetter- und Luftqualitätsfaktoren die Überwachung und Vorhersage von COVID-19 in den kommenden Monaten und Jahren unterstützen könnten.
  • Jedoch gibt es derzeit nicht genügend Belege für die Verwendung von Wetter- und Luftqualitätsfaktoren als Basis für Regierungen, um ihre Maßnahmen zur Reduzierung der Übertragungen lockern zu können.
  • Es sind Forschungsarbeiten erforderlich, um die Zusammenhänge zwischen Wetter- und Luftqualitätsfaktoren und COVID-19 quantitativ zu bewerten. Im Rahmen von Modellierungsstudien ist es wichtig Störfaktoren zu berücksichtigen, direkte und indirekte Auswirkungen der Wetter- und Luftqualitätsfaktoren in Betracht zu ziehen und sich mit den Einschränkungen der COVID-19 Datensätze zu befassen.
  • Unsicherheiten sollen angegeben werden und die Zuverlässigkeit der Prognosen soll bewertet werden, wobei geeignete statistische Modelle und Techniken verwendet werden sollen.
  • Die Verfügbarkeit von frei zugänglichen, aktuellen und qualitätskontrollierten Daten zu COVID-19 und den damit verbundenen Risikofaktoren ist von grundlegender Bedeutung für die Durchführung zahlreicher Studien zu den mit COVID-19 verbundenen Risiken, einschließlich der Studien über die Auswirkungen von Wetter- und Luftqualitätsfaktoren. Die Bereitstellung dieser Daten ist nicht koordiniert. Es ist daher erforderlich, eine feste Berichtsstruktur einzurichten, um die Datenverwaltung und -verbreitung für die Durchführung von Analysen zur Epidemie zu unterstützen.
  • Von Experten überprüfte Studien können Entscheidungen zur öffentlichen Gesundheit und die öffentliche Wahrnehmung des Krankheitsrisikos beeinflussen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Forscher, Verleger und Informationsanbieter strenge Standards für die Analyse und Bewertung neuer Studien beibehalten.
  • Ebenso wichtig ist eine klare und aktive Kommunikation zwischen Forschern, Medien und politischen Entscheidungsträgern, um sicherzustellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in der Politik in angemessener, objektiver, transparenter und verantwortungsvoller Weise angewandt werden.