Rückblick auf den Orkan „Sabine“ vom 9. und 10. Februar 2020

Ab der zweiten Tageshälfte vom Sonntag, den 9. Februar 2020, sorgte das Orkantief „Sabine“ („Ciara“ in Frankreich und Großbritannien) durch heftige Winde für signifikante Störungen in weiten Teilen Mitteleuropas. Am Flughafen Luxemburg-Findel wurde eine maximale Windgeschwindigkeit von 98,3 km/h während des Sturms gemessen, was der Windstärke 10 auf der Beaufort-Skala entspricht. Die Wetterstationen, die den Messnetzen von der Administration des Services Techniques et de l’Agriculture (ASTA) und von der Kachelmann Group angehören, registrierten auch schwere Sturmböen oder orkanartige Windböen (111 km/h in Reuler, 109 km/h in Ell, 107 km/h in Wiltz, 104 km/h in Bettemburg, 101 km/h in Eschdorf, 99 km/h in Useldingen und 95 km/h in Waldbillig).

Obwohl sich der Kern des Tiefdrucksystems (944 hPa) um 01:00 Uhr Ortszeit relativ weit entfernt von Mitteleuropa an der Küste Norwegens befand, herrschten an der Südflanke des Tiefs zwar markante, jedoch keine allzu extreme Druckunterschiede (Abb. 1): zum Beispiel betrug die Druckdifferenz zwischen Paris und Kristiansand rund 43 hPa, was einem horizontalen Druckgradienten von etwa 0,4 hPa pro 10 km entspricht. Entsprechend war ein sehr starker Wind mit Geschwindigkeiten zwischen 120 und 140 km/h in etwa 1500 Meter Höhe im präfrontalen Warmsektor vorhanden (Abb. 1). Aufgrund der extremen Windscherung (Änderung der Windrichtung/-geschwindigkeit mit der Höhe) in diesen unteren Atmosphärenschichten zu Beginn der Nacht auf Montag mussten einige Flüge mit Ziel Luxemburg-Findel nach mehrmalig gescheitertem Landeversuch umgeleitet werden.

Abbildung 1: Überlagerung des Infrarot-Satellitenbildes mit der Analyse des Luftdrucks auf Meeresniveau (schwarze Linien; in hPa) und des Windes in rund 1500 Meter Höhe (rote Windpfeile, in Knoten) am 10. Februar 2020 um 01:00 Uhr Ortszeit.


Mit dem Kaltfrontdurchgang und den damit verbundenen Schauerlinien nach Mitternacht war die Möglichkeit gegeben (Abb. 2), dass diese orkanartigen Höhenwinde teils bis zum Boden heruntergemischt werden. Jedoch scheinen die Absinkbewegungen der frontalen Zirkulation in diesem Fall sehr wahrscheinlich nicht ausreichend stark gewesen zu sein, um diesen Impulstransport zu forcieren. Die Spitzenböe von 111 km/h, gemessen am 10. Februar 2020 gegen 07:25 Uhr Ortszeit in Reuler, trat während der Passage eines eher mäßigen Schauers hinter der Kaltfront auf. Es sei darauf hingewiesen, dass solche Stürme typisch für die Winterzeit sind und generell jedes Jahr in Luxemburg auftreten.

Abbildung 2: Niederschlagsradarbild vom 10. Februar 2020 um 01:30 Uhr Ortszeit. Eine kräftige Schauerlinie überquert das Ösling.